Page 68 - Blutritt Weingarten 2017
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 Blutritt in Weingarten
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Pontifikalamt in der Basilika
Der Blutritt wird jedes Jahr nach einem alten Zeremoniell durchgeführt. Dazu gehört, dass abhängig von der Anzahl der Reiter und dem Wetter gegen 11.00 Uhr der Empfang der Heilig-Blut-Reli- quie im äußeren Klosterhof stattfindet.
Der Heilig-Blut-Reiter hat die Reli- quie in der Mitte der Prozession durch Weingarten und das Umland getragen. Gegen 11.00 Uhr wird die Reliquie jetzt wieder für ein Jahr in die Obhut der Basilika gegeben. Im Klosterhof erhal- ten die Blutreiter den Schlusssegen. Dazu wird ein Te Deum gesungen. Das Te Deum ist der Anfang eines feier- lichen, lateinischen Lob-, Dank- und Bittgesangs. Es gilt hier der Rückkehr der Reliquie und dem guten Verlauf des Blutrittes. Das Te Deum hat die Bedeutung eines Dankliedes, das in der katholischen Kirche bei vielen Ge- legenheiten verwendet wird. Es gilt als „akklamatorische Zustimmung“ zum Glauben. Seit dem Barock wurde das Te Deum auch für höfisches Zeremoni- ell eingesetzt.
Vom Klosterhof bricht dann das Hei- lig Blut und die kirchliche Prozessions- gruppe mit den Standarten zur Basilika auf, um dort ein Pontifikalamt zu feiern. Das Pontifikalamt ist eine „feierliche Bischofsmesse des Diözesanbischofs“. Dabei tritt der Bischof deutlich erkenn- bar hervor. Er führt den Bischofsstab mit und nimmt Platz auf dem Bischofs- stuhl, der Kathedrale. Einem Pontifi- kalamt geht normalerweise das Stun- dengebet der Terz voran. Das ist beim Blutritt der Empfang der Heilig-Blut-Re-
liquie. Die Besonderheit eines Pontifi- kalamtes ist der große feierliche Einzug in die Bischofskirche und die feierliche Prozession zum Auszug. Dabei segnet der Bischof die versammelte Gemein- de durch das Kreuzzeichen oder durch Besprengung mit Weihwasser.
Die Feier eines Pontifikalamtes lässt die Kirche nach außen deutlich in Erscheinung treten und ist eine beson- ders festliche Messe.
Dem Bischof oder Abt werden
dabei besondere Ehrerbietungen wie Thron und Baldachin zum Einzug in die Kirche geboten. Eine zahlreiche Be- teiligung des Klerus am Gottesdienst verdeutlicht die Konzelebration, also die gemeinsame Feier eines Gottes- dienstes durch mehrere Geistliche. Der Wortgottesdienst wird dabei nicht am Altar gefeiert, sondern vom Bischofs- stuhl aus. Die Konzelebration gehört zu den ältesten gottesdienstlichen Tra- ditionen der katholischen Kirche. Sie lässt die Feier eines Pontifikalamtes glanzvoll erscheinen und es gibt viele Menschen, die darin nicht nur die Dar- stellung der Einheit der Kirche sehen, sondern auch einen Ausdruck ihrer weltlichen Macht.
Das Pontifikalamt ist den zu Fuß reisenden Pilgern in Weingarten vorbe- halten. Blutreiter sitzen zum Zeitpunkt der Messe noch auf ihren Pferden und reiten. Die Bilder der vorherigen Seiten bekommt ein Blutreiter nicht zu sehen. Seit dem frühen Morgen sitzen alle Reiter im Sattel. Es wird jetzt mühsam und anstrengend, Muskeln und Sitz- fläche melden sich, der Prozessionsritt wird beschwerlich.
























































































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