Page 22 - Haupt- und Landgestüt Marbach
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Vorwerke
  Vorwerk − ein ungewöhnlicher Begriff, dessen Bedeutung für viele nicht ganz eindeutig ist. Der Begriff „Vorwerk” hat im Laufe der Jahrhunderte mehr- fach seine Bedeutung verän- dert und konnte unterschiedli- che Bedeutungen aufweisen.
Ursprünglich lagen die landwirtschaftlichen Betriebe, welche Burgen und Festun- gen mit landwirtschaftlichen Gütern versorgten außerhalb der durch Mauern gesicherten Anlagen, allerdings oft direkt vor der Befestigungsanlage. Derartige Landwirtschafts- betriebe vor Burgen wurden „Vorwerk“ genannt. Manche dieser Betriebe wurden im Laufe der Zeit befestigt. Dar- aus ergab sich der militärische Begriff des „Vorwerks“. Also das der mittelalterlichen Burg vorgelagerte erste Bollwerk. Dieses Bollwerk sollte klei- nere Angriffe abwehren und der Dorfbevölkerung Schutz bieten. Bei größeren Angriffen dienten sie als Frühwarnsys- tem für die Burg.
Da viele Vorwerke autonom funktionieren und wirtschaften sollten, war eine Verbindung weg von Burgen und hin zu landwirtschaftlichen Gütern
 möglich.Diese entwickelten sich dann im Laufe der Zeit zu teilweise eigenständigen und größeren Gutshöfen. Oft über- nahmen sie auch administra- tive Aufgaben. Die klassischen militärischen Vorwerke ent- wickelten sich also im Laufe der Zeit weg von der Burg zu eigenständigen landwirtschaft- lichen Anlagen.
Bis ins 18. Jahrhundert wur- den Gutshöfe mit Gutsbetrieb oder allein stehende Güter
als „Vorwerk“ bezeichnet. Auf großen Gütern mit umfang- reichen Landflächen gab es neben dem Hauptbetrieb im- mer auch kleinere und weiter entfernt liegende Zweigbetrie- be. Diese wurden zunehmend als „Vorwerk“ bezeichnet. Seit dem 19. Jahrhundert wurde der Begriff nur noch in diesem Sinne verwendet.
Das Haupt- und Langestüt Marbach hat vier Vorwerke. Alle vier liegen in einiger Entfernung vom Hauptgestüt Marbach in landschaftlich reizvoller Lage. Sie sind in der Regel für Besucher von Wan- derparkplätzen aus nur zu Fuß erreichbar. Alle vier stellen architektonische und hippolo- gische Besonderheiten dar.
 Vorwerk Güterstein
Dieser recht einsam liegende Hof liegt in einem Seitental der Erms in der Nähe von Bad Urach. Güterstein gehörte ursprünglich als Zisterzienser- kloster zum Kloster Beben- hausen bei Tübingen, später zu Zwiefalten und im 15. Jahrhundert wurde es in eine Kartause für einen Prior und zwölf Brüder umgewandelt. Von den alten Klostergebäuden und der ehemaligen Kirche ist nichts erhalten.
Anstelle des früheren Wirt- schaftshofes steht heute der von König Wilhelm I. von Würt- temberg 1819/20 erbaute Ge- stütshof Güterstein. In Güter- stein wird bei Bedarf ein Teil der Stutfohlen untergebracht. Außerdem ist dies häufig die einzige Stelle, an der Besucher des Gestüt Rinder antreffen können − als Pensionsrinder im Sommer.
Vorwerk Schafhaus
Von Eningen in Richtung St. Johann kommend zweigen Sie am Ende der Steige gegenüber dem gut erkennbaren Stein- bruch nach rechts ab. Über eine alte Allee erreichen Sie zu Fuß das Vorwerk Schafhaus.
       




















































































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