Page 77 - Haupt- und Landgestüt Marbach
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 Architektur und Landschaft des Gestüts
  Ein großer Teil des rund 180 Gebäude zählenden Baube- stands des Gestüts ist als Kulturdenkmal eingestuft. Wohn- und Verwaltungsgebäu- den, Stallungen und Scheunen, alte Reithallen und in den letzten Jahren neu dazuge- kommene Gebäude gehören zum Gestüt.
Gestüte in ganz Europa pflegten schon immer ihre Tra- ditionen und eigenständigen regionalen Kulturen:
• materielle
• immaterielle
• lebendige Kulturgüter.
Zum oft verkannten materi- ellen Kulturerbe gehören die weiträumigen Gestütsanlagen mit teilweise sehr schönen, harmonischen und repräsen- tativen Gebäudeanordnungen. Dazu gehört auch die durch Menschen und ihre Pferde ent- standene Kulturlandschaft mit allen Wegen, Alleen, Wiesen, Brücken oder Baumgruppen.
Bewegliche Kulturgüter der Gestüte sind Gestütsbibliothe- ken, -archive und historische Sammlungen, wie sie im Ge- stütsmuseum zu finden sind.
Ihrem immateriellen Erbe sind alle Gestüte verpflichtet – heute mehr den je: Traditio- nen und Wissen in Zusammen-
 hang mit Zucht, Umgang und Ausbildung von Pferden müs- sen erhalten und weitergege- ben werden. Die Gestüte sind die Orte der Weiterentwick- lung und Pflege der klassischen Reit- und Fahrkunst.
Ohne Frage ist das wich- tigste Kulturgut das lebendige Pferd. Durch die Zucht unter- schiedlicher Pferderassen wird das Wissen um das „Kulturgut Pferd” für die nachkommenden Generationen erhalten und weitergegeben.
Der aktuelle Gebäudebe- stand der Gestütshöfe und Vorwerke entspricht noch weitgehend dem des 19.Jahr- hunderts. In den 1960er Jah- ren kam es zu Ergänzungen der Gestütsanlage. Mit dem Bau der großen Reithalle 1973 und der Veranstaltungsarena für
10 000 Besucher Anfang 1978 rüstete sich Marbach für neue Aufgaben und steigende Besu- cherzahlen. Moderne Gebäude wurden in den Jahren nach 2010 errichtet. Ein neues Gäs- tehaus für Kursteilnehmer, der neue Fahrstall, die Reithalle in Offenhausen oder die EU-Be- samungsstation und die vielen Renovierungen in allen Höfen sind nur einige Beispiele, wie sich das Gestüt auf seine neue
 Rolle als Kompetentzzentrum und als Tourismusmagnet nach der 500 Jahre dauernden Ge- schichte neu und erfolgreich positioniert.
Verschiedene Materialien sind in den Bauten des Gestüts vorherrschend: lokaler Tuff- stein mit Sandsteinelementen, Backstein, Holzbauten, Fach- werk und verputzte Fassaden. In den 1960er Jahren kam es zu den erwähnten Ergänzun- gen der Gestütsanlage, zum Teil mit wenig passenden Baumaterialien und einer Prise zu viel Zeitgeschmack. Das schwarze Reitschulheim ist ein bekanntes Beispiel dafür.
Die nach 2010 erbauten Erweiterungen interpretieren in Form, Farbe und Materiali- en die Bautraditionen des 19. Jahrhunderts neu und zeitge- mäß.
Auf den folgenden Seiten werden unkommentiert Ein- drücke der Bauten des Gestüts gezeigt. Ein baugeschichtli- cher Spaziergang durch die Höfe des Gestüts, den Sie am Besten selbst unternehmen. Sie erleben dabei immer wie- der das wichtigste Kulturgut des Gestüts: Pferde aller Ras- sen und die Menschen, welche diesen Schatz bewahren.
    Güterstein — Gestütshof beim Uracher Wasserfall
      














































































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