Page 29 - Blutritt Weingarten 2017
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 Blutritt in Weingarten
 Mit dem Reichsdeputationshaupt- schluss von 1803 wurden die geist- lichen Territorien aufgehoben und adeligen Herrschaften zugeschlagen, die links des Rheins ihr Territorium an Frankreich verloren hatten (Säkulari- sation). Das Ziel des Länderschachers bestand vor allem darin, leistungsfä- hige Mittelstaaten zu schaffen, die in der Lage waren, Napoleon Truppen zu stellen. Von daher kam es dann 1806 zur Mediatisierung der kleineren Ter- ritorien: Deren Gebieter verloren ihre Herrschaft, jedoch nicht ihren Besitz.
Eine Sakrallandschaft
Oberschwaben präsentiert sich äußer- lich sichtbar als Sakrallandschaft: mit Kirchen, Klöstern, Wallfahrtsstätten, Kapellen und Wegkreuzen, die das Land markieren, als katholisch und barock-gegenreformatorisch. Die ka- tholische Abwehrstrategie gegen den eindringenden Protestantismus setzte auf alle Sinne, um den Kampf um die
Seelen zu gewinnen. Aus diesem Geist entstanden die prächtigen Barockkir- chen und -klöster, Gesamtkunstwerke aus Architektur, Stuck, Skulpturen, Ausmalungen, verstärkt durch gewal- tige Orgeln, prachtvolle Gottesdienste, die durchweg gefeiert wurden, mit kostbaren Gewändern, mit ausgeklü- gelten Riten, mit Weihrauch.
Die Thematik der Bildprogramme sollte deutlich machen, was die katho- lische Konfession von der protestanti- schen unterscheidet: die Realpräsenz Christi im Altarsakrament in Gestalt der Monstranz, die Verehrung Mariens, insbesondere auch deren leibliche Auf- nahme in den Himmel, und der Glaube an die heilende Mittlerfunktion der vielen Heiligen. Der kirchliche Barock ist Kunst gewordene Ideologie, wobei beide Wortbestandteile zu betonen sind. Gelegentlich wurden die Protes- tanten im Bildprogramm direkt ange- griffen, wenn, wie in Kißlegg, der an seiner Halskrause erkennbare protes- tantische Prediger, vom Gnadenstrahl getroffen, mit all seinen Büchern in
      Stadtgarde Saulgau
Wappen Welfengruft in Basilika WG
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