Page 30 - Blutritt Weingarten 2017
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 Blutritt in Weingarten
 die Hölle stürzt. Massiver wirkt dieses Bildprogramm in Isny, wo die Kloster- kirche St. Georg in unmittelbarer Nähe zur reichsstädtischen protestantischen Nikolaikirche steht. Dort im Turm be- findet sich bis heute eine einzigartige Prädikantenbibliothek, die der theolo- gischen (Fort-)Bildung der protestan- tischen Geistlichkeit diente. Der Bezug war klar.
In der katholischen Friedhofskirche wird dieses Thema noch einmal aufge- griffen, wobei die Menschen in Isny im protestantischen Prediger, der mitsamt seiner Bücher in die Hölle stürzt, die Züge Martin Luthers sehen wollten. Die insgesamt prachtvolle Präsentation des Glaubens in der Kunst wurde und wird bis heute ergänzt durch die Pflege der Volksfrömmigkeit mit Heiligen- verehrung, Wallfahrten und vielerlei Bräuchen, wozu eben auch der Blutritt in Weingarten gehört.
Bräuche im Wandel der Zeit
Im Zuge der Aufklärung wurden diese Bräuche strikt verboten, wodurch sich die aufgeklärten katholischen Pfarr- herren nicht gerade Freunde in der Bevölkerung machten. Die kirchlichen Bräuche waren längst Teil der bäuerli- chen Lebenswirklichkeit und Tradition. Das Hagelläuten, der Wettersegen, die Flurumritte sollten Menschen, Tiere und Ernte vor Schäden bewahren,
die Anrufung von Heiligen sollte vor Krankheiten schützen.
Als die katholische Kirche unter dem Trauma der Französischen Revolution
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Heilig-Blut-Reiter Ekkehard Schmid 2014


























































































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