Luanda/Angola

1961 begannen in Angola die Kämpfe für die Unabhängigkeit, die 1975 gewonnen wurden. Seither beherrscht die Partei MPLA das Land autoritär. Korruption und Menschenrechts- verletzungen sind bis heute weit verbreitet, gehen aber nach den Wahlen in den letzten Jahren zurück.

Bürgerkrieg – bis heute sichtbar

Der 27 Jahre andauernde Bürgerkrieg in Angola hat die politischen und gesellschaftlichen Einrichtungen des Landes stark beschädigt. Die UN vermutet, dass es in Angola 1,8 Millionen Flüchtlinge gab. Mehrere Millionen Menschen waren direkt von Kriegshandlungen betroffen. Täglich spiegelten die Lebensbedingungen im ganzen Land, besonders in Luanda (durch immense Landflucht ist die Hauptstadt auf über fünf Millionen Einwohner angewachsen), den Zusammenbruch der Verwaltungsinfrastruktur und der vielen gesellschaftlichen Einrichtungen wider. Krankenhäuser hatten oft weder Medikamente noch eine Grundausstattung, Schulen hatten keine Bücher, und Angestellte im öffentlichen Dienst besaßen keine Ausstattung, um ihrer täglichen Arbeit nachzugehen. Seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahre 2002 sind massive Bemühungen um Wiederaufbau unternommen worden, doch finden sich Spuren des Bürgerkrieges überall im Lande.

Ein großes Problem stellt die Verminung des Landes dar. Insgesamt leidet die Landwirtschaft immer noch schwer unter den Folgen des Bürgerkrieges. Wegen der Gefahr durch übriggebliebene Landminen weigern sich viele Landwirte, ihre Felder zu bewirtschaften. So reicht die agrarische Produktion des Landes nicht aus, den eigenen Bedarf zu decken. Daher ist Angola auf den Import von Lebensmitteln angewiesen. Es gibt ein staatliches Programm zur Räumung der Landminen, aber dieses kommt nur langsam voran, da die Mittel begrenzt sind.

Sklaverei

Eine der interessantesten Erfahrungen war das Sklavereimuseum Museu Nacional da Escravatura. HSklavereimuseum Museu Nacional da Escravaturawird die Geschichte der Sklaverei in Angola und ganz Westafrika dargestellt. Unrühmliche Akteure waren die Europäischen Herrscherhäuser, amerikanische Pflanzer und südamerikanische Zuckerrohranbauer. Und ganz unrühmlich handelte die katholische Kirche in dieser Zeit, welche die Aktionen der Händler segnete und für gut befunden hat. Aber solches kennen wir heute ja auch noch von diesem Verein.

Immer wieder haben wir auf unserer Reise erkannt, dass das Problem der Sklaverei die Menschen in Afrika deutlich bewegt. Sie wollen ihre Geschichte, die Geschichte ihrer Familien und ihrer Volksgruppen kennenlernen. Auf der Sklaveninsel Goree vor Dakar, aber auch im Sklavereimuseum Museu Nacional da Escravatura waren viele junge Menschen anzutreffen, die sich für die Geschichte ihrer Vorfahren interessiert haben.

Korruption

Immer wieder begegnet man im Land, bei Gesprächen und auch bei Führungen dem Problem der Korruption. Hier spielt die Familie des Präsidenten Eduardo dos Santos und seine Tochter Isabel dos Santos eine unrühmliche Rolle. Durch undurchsichtige Geschäfte und Transaktionen ist Frau dos Santos zur recihsten Frau Afrikas geworden. Vermutlich sind hier viele Gelder durch unsaubere Känäle in die privaten Konten dieser Familie geflossen. Die Justiz von Luanda forderte, mit besonderem Fokus auf den Genfer Diamantenjuwelier De Grisogono und den Staatskonzern Sonangol, dass sie wegen illegaler Bereicherung 1,136 Milliarden Dollar an den Staat zurückzuzahlen habe. Sie lebt übrigens nicht mehr in Angola, sondern wechselt zwischen London, Lissabon und Dubai.

Derartige Korruptionsaffären sind in Angola wohl häufiger anzutreffen. Dass es dem Land und seinen Menschen dadurch schlechter geht als es notwendig ist kann man bei diesem politischen Führungspersonal, die indirekt aus sozialistischer Schule kommen, durchaus nachvollziehen. Aber es scheint Besserung in Sicht zu sein.

Unser Besuch in Luanda

Wir konnten Luanda nur im Rahmen einer staatlich organisierten Tour besuchen. Ein individueller Besuch in der Stadt wurde uns nicht erlaubt. Es wurde trotzdem eine hoch interessante Besichtigung der Stadt und der Küstenregion. Der Besuch erinnerte mich stark an ähnliche Besuche in der ehemaligen DDR. Auch dort wurden wir permanent von Polizei und Staatssicherheit begleitet. So auch unsere Tour in Luanda. So haben die Kader, die ihre Ausbildung zum Teil im ehemaligen Ostblock erhalten haben, doch etwas gelernt – sich aber irgendwie nicht weiter entwickelt. Es war eine seltsam bewachte Reise durch die Stadt und das umgebende Land. ich vermute, dass zwei Ängste der Gastgeber eine Rolle gespielt haben: Ängste vor zu viel Kontakt mit der Bevölkerung und die Angst, dass nichts passiert mit den Gästen des Schiffes.

Der Gegensatz zwischen armer und reicher Bevölkerung wurde uns hier sehr deutlich vor Augen  geführt – sicherlich unfreiwillig. Aber wir konnten uns mit den Menschen unterhalten – und das war immer nett und informativ, soweit sie Englisch gesprochen haben. Und die Afrikaner waren stolz auf ihr Land und man hatte das Gefühl, dass sie sich in ihrem Land und ihren Lebensumständen eingerichtet haben. Wir haben hier hoch spannnende Stunden verbracht, die unser Bild über Afrika sicherlich beeinflusst haben. Wenig Verständnis hatten die Afrikaner für die Schwarzen, die aus Afrika fliehen, um irgendwo in der Welt ein anderes Leben zu finden. Die meisten seien – außer aus den Kriegs- und Hungergebieten – Wirtschaftsflüchtlinge mit geringer Bildung und wenig Arbeitserfahrung. Warum diese Menschen bei einer weißen Bevölkerung leben wollen haben unsere Gesprächspartner nicht verstanden. Wir übrigens auch nicht...! Obwohl man sich hier im ehemals sozialistischen (?) Angola durchaus vorstellen kann, dass es politische Verfolgungen gibt. Aber internationale Gremien sehen das anders. Hier ein paar kurze Grundinfos dazu.

Luanda – ein paar Infos

  • Einwohner: ca. 2.5 Millionen (Stand 2020)
  • Einwohner/km²: 3.755
  • Gründung: 25. Januar 1576
  • Website: https://angola.org/ – dies ist die offizielle Website der Botschaft Angolas in den USA
  • Währung: Kwanza (AOA)
  • Hauptstadt: Luanda
  • Staatsform: Präsidialrepublik, die Regierungspartei MPLA stellt seit 1975 den Staatspräsidenten. Das politische System ist auf den Präsidenten konzentriert und gilt als korrupt.
  • Sprachen: Portugiesisch, offizielle Landessprachen (língua nacional) daneben Umbundu, Kimbundu, Kikongo, TuChokwe, Ngangela, Oshivambo. Die Metropolregion Luanda gilt als die größte potugisisch sprechende Stadt außerhalb von Portugal.